Gleichzeitig mit der Veröffentlichung ihrer Rekordergebnisse für 2023 machte die Bénéteau-Gruppe ihren Einstieg beim Hersteller von Foil-Motorbooten Candela öffentlich. Wir befragten den Generaldirektor der Bootssparte, Gianguido Girotti, zu dieser Transaktion und darüber hinaus zum Jahr 2023 und den bevorstehenden Herausforderungen für das Schwergewicht der internationalen Bootsbranche.
Welches Interesse hat die Bénéteau-Gruppe daran, sich am Kapital eines Unternehmens wie Candela zu beteiligen? Ist es eher technologisch oder wirtschaftlich?
Seit mehreren Jahren zeigt die Gruppe, wie wichtig für sie eine nachhaltige Entwicklung ist, und zwar auf 360 Grad. Das Foil und die Schiffsarchitektur sind in diesem Zusammenhang wichtig, ebenso wie die Materialien, an denen mit Harzen und Naturfasern gearbeitet wird. Das Foil als Perspektive für den Markt der Dayboats ist sehr interessant zu erforschen. Das Interesse besteht darin, den Verbrauch zu senken.
Heute übernehmen wir nur eine Beteiligung, um von den historischen Eigentümern von Candela zu lernen und sie zu begleiten und unsere jeweiligen Unternehmen voranzubringen. Es gibt keine Idee, sofort die Mehrheit zu übernehmen. Candela ist der am weitesten entwickelte Hersteller von Foilern und es ist unsere Aufgabe als Marktführer, die Marktführer auf ihren Märkten zu begleiten.
Abgesehen von den technologischen Aspekten erschließt das Candela P12, das für den Transport von Passagieren bestimmt ist, um Touristen zu befördern oder als Transportmittel in der Stadt, neue Segmente und hat den Vorteil, dass es im Vergleich zur Freizeitschifffahrt azyklisch ist.
Die Bénéteau-Gruppe hatte sich mit dem Ende von CNB pro aus den Märkten außerhalb des Yachtsektors zurückgezogen, warum sollte sie dort wieder einsteigen?
Hier handelt es sich immer um Verbundwerkstoffe. Es ist das gleiche strukturelle Management, im Gegensatz zum Aluminium bei CNB Pro, das sich vom Know-how im Herzen der Gruppe unterschied. Bei der technologischen Innovation laufen die Anwendungen über 2 Achsen: den Rennsport, mit dem America's Cup oder dem Figaro, an dem wir arbeiten, und den BtoB-Markt. In unserer Analyse bestand das Interesse an Candela auch darin, dass es nicht nur um Sportboote ging, sondern auch um den BtoB-Markt.
Während die Ergebnisse 2023 insgesamt rekordverdächtig sind, gab es einen Rückgang bei der Anzahl der verkauften kleinen Motorboote, der durch die Preise ausgeglichen wurde. Was sind die Herausforderungen für 2024?
Bereits 2019, als wir den Plan Let's Go Beyond starteten, kündigten wir an, dass wir eher im Wert als im Volumen steigen wollten. Das ist nicht neu. Aber die Inflation und die Zinssätze haben eine Kluft zu den Erstkäufern geschaffen. Die Neueinsteiger in der Bootsbranche kaufen weiterhin. Dagegen gab es in vielen Käuferfamilien eine Bremse, diejenigen, die bereits ein Boot besaßen und sahen, wie sich die Kluft zwischen neuen und gebrauchten Booten vergrößerte. Die Gruppe hatte gut vorausgesehen und kleine Motorboote sind für uns nicht die strategischste Achse.
Da die Lagerbestände der Händler wieder aufgefüllt werden, dürften weniger Boote an sie ausgeliefert werden. Wie ist die Beziehung zu diesen Händlern, wenn in Frankreich immer mehr Akteure aus der Automobilbranche kommen?
Wir betrachten die Händler als Partner. 2023 war ein sehr gutes Jahr. 2024 wird schwieriger. Wir haben sie begleitet und haben dafür die Finanzpartner überall auf der Welt. Die Rekordergebnisse haben es ermöglicht, eine Kriegskasse zu bilden, um stärker hervorzutreten. Wie die gerade erwähnte Investition in Candela zeigt, befinden wir uns mitten im Aktionsplan, um mit Innovationen und neuen Produkten neu durchzustarten. Ich glaube sehr an die Dynamik des Marktes, die sich zeigen wird, wenn die Zinssätze wieder sinken.
In unserem Beruf ist die Gewinnspanne höher als in der komplizierten Automobilbranche. Sie haben zu ändern. In der Freizeitschifffahrt gibt es mehr Spielraum, aber es ist ein neuer Beruf, den man lernen muss. Zwischen dem Autohändler und dem Selbstständigen, der die Branche gut kennt, gibt es keine Zauberformel. Mit der Strategie, mehr auf Wert als auf Volumen zu setzen, wird sich die geografische Verteilung des Netzwerks ändern, da es weniger Boote zu verkaufen gibt. Aber der Händler bleibt wesentlich. Er ist eine Erweiterung der Schlagkraft der Gruppe.
